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Groß und gigantisch: TCS New York City Marathon 2015

von | Nov 7, 2015 | Laufjahr 2015, Wettkämpfe | 2 Kommentare

“If you can make it there….” Frank Sinatra war permanent in meinem Kopf und immer noch summe ich immer mal wieder „New York, New York“ vor mich hin. Seit ich Marathon laufe – 2008 in Berlin war mein erster – habe ich davon geträumt, in New York zu laufen und zu finishen.

Jahre später ist es so weit, am 1. November 2015 bin ich in der zweiten von vier Startwellen dabei, um 10.15 Uhr darf ich loslaufen zur Verrazano-Narrows Bridge, die Staten Island und Brooklyn verbindet – wiederum zu Sinatras „New York, New York“, was mir in diesem Moment die Tränen in die Augen treibt.

Begonnen hat das Abenteuer „New York City Marathon“ schon Wochen vorher mit riesiger Vorfreude, konkret dann zwei Tage vor dem Lauf mit der Parade der Nationen während der Eröffnungszeremonie: Alle beim Marathon vertretenen Nationen sind hier mit einer Delegation vertreten, ich darf in der deutschen Gruppe dabei sein – im Dirndl und mit Deutschlandflagge 🙂

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(Foto: Jürgen Englerth)

Germany meets Malaysia:

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Ein farbenfrohes Spektakel beginnt, viele Nationen haben sich viel Mühe mit ihren Trachten gegeben. Am Ende der Feier steht das große Feuerwerk über dem Central Park – zu den Klängen von „New York, New York“, versteht sich. Alle sind ausgelassen und fröhlich, singen und feiern. Schon hier wird klar: Das hier ist anders als die Stadtmarathons, die ich bisher gelaufen bin.

Am Abend vor dem Rennen machen wir – eine nette Gruppe Läuferinnen und Läufer um Laufcampus-Gründer Andreas Butz – uns auf den Weg zur Pasta-Party. Auch hier herrscht eine ausgelassene Stimmung vor, die Helfer am Eingang klatschen uns ebenso ab wie Sicherheitskräfte. Schon jetzt wird sehr deutlich: Die New Yorker feiern ihre Marathonis.

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(Foto: Andreas Butz)

Die Vorfreude wird immer größer, zumal auf einer großen Leinwand während der Party immer wieder virtuell die Marathonstrecke abgefahren wird. Puh, New York ist groß…. Gelaufen wird in allen fünf Stadtbezirken der Stadt, nach dem Start in Staten Island durch Brooklyn, Queens, Manhattan und die Bronx. In New York muss jedenfalls keine Runde zweimal gelaufen werden, damit die 26,2 Meilen erreicht werden. New York ist groß. Gigantisch.

Am Renntag werden wir um 6 Uhr am Hotel abgeholt, um 7 Uhr erreicht unser Bus Ford Wadsworth, wo das große Startgelände in Villages unterteilt ist. Je nach Farbe des Startblockes bekommen die Läufer dort noch ein wenig Frühstück, Getränke, können ihre Kleiderbeutel abgeben – und warten. In meinem Fall gute drei Stunden, für die der vierten Startwelle zugewiesenen Läufer sind es vier Stunden. Zum Glück ist das Wetter ganz wunderbar, wie sitzen im Trockenen und frieren nicht. Überhaupt überwiegt die Vorfreude alles andere.

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Und dann also der Start, mit Tränen in den Augen. Hier stehe ich plötzlich, laufe gleich auf die Brücke, von der der Blick so gigantisch ist, „New York, New York“ erklingt, die Läufer jubeln und singen. Das hier ist der Hammer, jetzt schon. Und es geht los. Auf der zweistöckigen Brücke ist es eng, ich komme nur langsam von der Stelle, doch in Brooklyn entspannt sich die Lage auf der Strecke.

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Und dann geht es los, und zwar richtig. In Brooklyn wird am Streckenrand gebrüllt und gefeiert, was das Zeug hält. Nach wenigen Kilometern habe ich das Gefühl, meine Hände fangen gleich an zu kribbeln, so oft wird mit den Zuschauern abgeklatscht. Zahlreiche Bands spielen tolle Livemusik, manchmal steht auch einfach eine einzelne Sängerin an der Straße und singt unglaublich gut. Die Stimmung reißt mich mit, es ist gigantisch. Auch die Polizisten und Feuerwehrmänner stehen nicht gelangweilt am Rand der Strecke, nein, auch sie feuern an. Die Menschen halten witzige und originelle Schilder hoch, nicht etwa die vorgedruckten Einheitssprüche, die es sonst so häufig zu sehen gibt.

Dann plötzlich ändert sich die Stimmung, und auch das gehört zu New York dazu: Wir erreichen den jüdisch-orthodoxen Teil im Brooklyner Stadtteil Williamsburg und die Szenerie ändert sich komplett. Kaum mehr Zuschauer stehen am Rand, die orthodoxen Juden gehen ihres Weges, schauen uns eher verwundert an. Ruhig ist es hier und ganz anders. Genauso plötzlich kippt die Stimmung dann wenig später auch wieder in die andere Richtung, es wird wieder laut und belebt und voller Jubel und Euphorie.

Und so bleibt es auch den Rest der Strecke. Es wird irgendwann hart, der tollen Stimmung zum Trotz, aber das gehört dazu. Marathon ohne schwere Beine? Eher selten der Fall. Aber die Euphorie der Zuschauer, meine eigene Euphorie tragen mich über die Brücken (ja, der New York City Marathon hat Höhenmeter), tragen mich die schier endlose scheinende 1st Avenue hinauf, tragen mich in die Bronx (wo überall „Welcome to the Bronx“-Rufe ertönen) und wieder zurück nach Manhattan.

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Als es wenige Kilometer vor dem Ziel in den Central Park geht, brodelt es, so scheint mir, noch ein bisschen mehr, das hier ist wirklich unglaublich. Ich werde wieder etwas schneller, lasse mich vom Jubel Richtung Ziel treiben, schmerzende Beine sind gerade das letzte, woran ich denke. Kurz bevor ich auf die Zielgerade einbiege, spielt eine Band „Born To Run“ von Bruce Springsteen – und wieder kommen mir die Tränen, das passt gerade perfekt, ich bekomme eine fette Gänsehaut und mit dieser laufe ich superhappy ins Ziel.

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(Fotos: MarathonFoto)

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Die Medaille ist – richtig, groß und schwer, wie sollte es anders sein. Und in New York wird sie auch getragen. Jawohl, am Abend wimmelt es in Manhattan nur so von humpelnden Medaillenträgern, wir nicken uns wissend zu, gratulieren einander und wiederum gibt es unglaublich viele weitere Leute, die uns Glückwunsche zurufen. Am nächsten Tag ist „Medal Monday“, und es geht genau so weiter. Als ich auf dem Weg zu einer Freundin einen Polizisten nach dem Weg frage, ruft er aus: „You ran the marathon! Congratulations!“

Yes, I ran the New York City Marathon 2015!

Es war groß und gigantisch – so, wie New York nun einmal ist.

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Das bin ich

Dr. Andrea Löw, Historikerin und leidenschaftliche Läuferin. Hier nehme ich euch auf meine Laufabenteuer und Reisen mit.

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