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Anstrengend, aber schön – der Gletschermarathon im Pitztal

von | Jul 3, 2017 | Laufjahr 2017, Wettkämpfe | 3 Kommentare

Ob ich in die Berge fahre, um 42,195 km nur auf Asphalt zu laufen? Normalerweise würde ich diese Frage verneinen – nicht aber, wenn es um den Gletschermarathon im Pitztal geht. Diese Veranstaltung ist einfach zu schön, um nicht hinzufahren.

Bereits zweimal bin ich hier den Halbmarathon gelaufen, diesmal ging es für mich über die vollen 42,195 Kilometer mit 636 Höhenmeter hinauf und 1223 Höhenmeter hinab. Nach einer Runde vom Hotel Vier Jahreszeiten in Mandarfen zur Talstation des Gletscherexpresses und wieder zurück geht bis nach Imst.

Es ist egal, wo man übernachtet, denn es gibt einen gut organisierten Shuttle-Service entweder vor oder nach dem Lauf. Wir haben in Imst übernachtet, daher geht es für mich am Sonntag schon um 6.15 Uhr mit dem Bus nach Mandarfen, wo um 8 Uhr der Start ist. Für die Halbmarathonis und die Teilnehmer des 11,2 km-Run & Fun-Laufes geht es um 10 Uhr ab Wenns los. Der Bus fährt einmal durch das gesamte Pitztal. Das ist lang. Das ist genau die Strecke, die wir wenig später zurücklaufen müssen. Das zieht sich. Und warum fährt der Bus immer wieder bergab? Das werden später unsere Anstiege. Von wegen, nur bergab bei diesem Marathon.

Der Start ist entspannt und unspektakulär, plötzlich geht es los für die etwa 200 gemeldeten Marathonläufer. In Mandarfen ist es mit etwa sechs Grad sehr kühl beim Start, zwischenzeitlich regnet es auch. Macht aber alles nichts, je weiter wir nach unten kommen, desto wärmer wird es. Und nach unten geht es schnell.

Da es vor fünf Jahren für mich bei dieser Veranstaltung für den 2. Platz in meiner Altersklasse im Halbmarathon eine wunderschöne handgemachte Trophäe gab, hege ich insgeheim den Wunsch, auch dieses Jahr aufs Treppchen zu laufen. Also renne ich los. Für meine Verhältnisse schnell, es geht bergab, ich gebe Gas. Ich weiß, dass die Gegenanstiege weh tun werden, trotzdem versuche ich, schon jetzt Tempo gut zu machen, da ich auch weiß, dass ich bergan einfach nicht schnell laufe.

Und so laufe ich hinab, die Halbmarathondistanz habe ich nach 1:47 Stunden erreicht. Das ist kaum langsamer als in der Vorwoche beim Stadtlauf – nur dass es da eben nur ein Halbmarathon war. Mir ist aber klar, dass die zweite Hälfte langsamer wird. Der Anstieg nach Wenns. Er wird furchtbar. Er zieht sich. Mit einer netten Mitläuferin, die am Ende an diesem Tag ihre Bestzeit laufen wird, überlege ich, ob wir das komplett laufen oder auch gehen müssen.

Auf dem Höhenprofil sieht es so aus, als würden wir fast nur nach unten rennen. Stimmt aber nicht. 600 Höhenmeter rauf. Die kosten Kraft. Und der Anstieg nach Wenns ist dann in der Tat kein Spaß. Geht aber trotzdem irgendwie, bzw. läuft. Denn: Wir laufen und widerstehen der Versuchung, zügig hoch zu gehen. Geschafft!

Und wieder geht es bergab. Rechenspiele im Kopf beginnen. Die Zeit könnte richtig gut werden. Inzwischen mit 35 Kilometern in den Beinen tut jeder Schritt bergab weh, in den Oberschenkeln, vor allem aber in den Waden. Egal. Weiter. Die letzten beiden Kilometer sind noch Mal richtig hart, für die Beine, aber auch für den Kopf: Es geht nämlich wieder leicht nach oben, gar nicht gut auf den letzten beiden Kilometern eines Marathons. Ich kämpfe, erst schaffe ich es, mich an einer anderen Läuferin vorbei zu schieben, die ich schon lange in der Ferne gesehen habe. Dann sagt mir ein Blick auf die Uhr, dass ich sogar unter 3:45 Stunden bleiben kann, wenn ich jetzt beiße. Mach ich.

Nach 3:44:39 Stunden laufe ich ziemlich erledigt, aber sehr happy ins Ziel.

(Foto: Sportograf)

Das war meine zweitbeste Marathonzeit überhaupt. Und wie ich wenig später erfahre, bedeutet diese Zeit auch den Altersklassensieg und damit eine wunderschöne Trophäe aus Zirbenholz. Sieht toll aus und riecht gut.

An diesem Tag laufen mehrere Lauffreundinnen aufs Treppchen, die URBAN RUNNERS MUNICH sahnen gleich dreimal ab, viel zu jubeln gibt es auf der Siegerehrung. Überhaupt ist der Gletschermarathon im Pitztal eine Veranstaltung, auf der man viele Bekannte trifft und die einfach Spaß macht. Egal, auf welcher Distanz.

Und für diejenigen, die nun partout keinen Asphalt unter die Laufschuhe nehmen wollen, gibt es Anfang August den Pitz Alpine Glacier Trail mit Distanzen zwischen 15 und 100 Kilometern nur auf feinsten Trails, anspruchsvoll und hart. Ich fürchte, meine Liebe zum Pitztal wird dazu führen, dass ich hinfahre und dort laufen werde. Und ich fürchte, dass meine Beine am Tag danach noch viel mehr schmerzen werden als am Tag nach dem Gletschermarathon.

Das bin ich

Dr. Andrea Löw, Historikerin und leidenschaftliche Läuferin. Hier nehme ich euch auf meine Laufabenteuer und Reisen mit.

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